Muss Klimaaktivismus demokratisch organisiert sein?

Seit Jahren ist Klimaaktivismus in vielen Ländern dieser Welt omnipräsent in den Medien. Während es für verschiedene Gruppen unterschiedliche Entstehungsgeschichten gibt, ist es lohnenswert, sich mit der Geschichte der Aktivismusgruppen aus Großbritannien genauer auseinanderzusetzen. Denn überraschenderweise ist man dort nicht überall von demokratischen Organisationsstrukturen überzeugt.


Seit Jahren ist Klimaaktivismus in vielen Ländern dieser Welt omnipräsent in den Medien. Angefangen mit Fridays for Future, über Extinction Rebellion, Ende Gelände, und schließlich dem A22-Netzwerk mit der Letzten Generation und Schwestergruppen wie Just Stop Oil. Während es für verschiedene Gruppen die üblichen Entstehungsgeschichten gibt – Fridays for Future als basisdemokratische Graswurzelbewegung, Ende Gelände als Bündnis von Menschen aus vielen verschiedenen sozialen Bewegungen – ist es lohnenswert, sich mit der Geschichte der Aktivismusgruppen genauer auseinanderzusetzen, welche von den britischen Aktivisten rund um Roger Hallam und Gail Bradbrook (mit)gegründet wurden, worunter unter anderem Extinction Rebellion und die Letzte Generation fallen.

In der Berichterstattung ist normalerweise entweder der Klimawandel an sich, oder die Protestform der Gruppierungen im Fokus. Aus demokratietheoretischer Sicht ist ein Blick auf die Entwicklung der internen Organisation und den Stellenwert demokratischer Strukturen innerhalb dieser Aktivismusgruppen höchst interessant. Denn überraschenderweise ist man, obwohl man für mehr Demokratie eintritt, nicht überall von internen demokratischen Organisationsstrukturen überzeugt.


Basisdemokratischer Widerstand mit Extinction Rebellion

2015 entstand aus der Kampagne „Rising Up!“ rund um Gail Bradbrook, Roger Hallam und George Barda die Umweltschutztbewegung Extinction Rebellion. Ziel von Extinction Rebellion ist es, durch Mittel des zivilen Ungehorsams Maßnahmen von Regierungen gegen das Massenaussterben von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen sowie das mögliche Aussterben der Menschheit als Folge der Klimakrise zu erzwingen. Dieses Ziel ist grundlegend demokratisch, da die meisten Regierungen durch ihr (Nicht-)Handeln aktiv gegen Verfassungen und Grundgesetze verstoßen und somit entgegen demokratisch festgelegter Leitlinien agieren.

Extinction Rebellion selber ist bis heute basisdemokratisch organisiert und erhält vor allem durch große, dezentral organisierte Kampagnen Aufmerksamkeit. Die Bewegung wurde stark von Roger Hallam beeinflusst, hat sich mit der Zeit aber zumindest in Deutschland von ihm und seinen Überzeugungen emanzipiert.

Diese Überzeugungen Hallams lassen sich mit einer Lektüre seines Manifests „Common Sense For The 21st Century – Only Nonviolent Rebellion Can Now Stop Climate Breakdown And Social Collapse“ nachvollziehen, welches im November 2019 publiziert wurde.

Es besagt, durch große, bunte Mobilisierungen, Ansammlungen in Hauptstädten, kalkuliertes und gewaltloses Brechen des Gesetzes im Sinne des zivilen Widerstands und Fokus auf die regierende Gewalt, könne eine Systemtransformation erzwungen werden. Beständiger Widerstand kann Druck auf die Politik ausüben, um dringende Maßnahmen gegen den Klimawandel anzustoßen.

Das Manifest „Common Sense“ von Roger Hallam

Um genügend Menschen für große Aktionen zu mobilisieren, werden unter anderem dezentrale Aktionen vorgeschlagen, welche in verschiedenen Orten von lokalen Gruppen durchgeführt werden, sowie Bürgerversammlungen, um über die Hintergründe der Krise aufzuklären. Zudem ist es wichtig, Verbündete aus allen gesellschaftlichen Bereichen, wie Politik oder den Medien zu finden.

Das Buch endet mit den abschließenden Worten: „(A Rebellion) can only work as an act of universal service and duty – a fulfilment of our civic and republican tradition which pulled us out of the dark ages and lives of impoverishment“.

Beständiger Widerstand kann Druck auf die Politik ausüben, um dringende Maßnahmen gegen den Klimawandel anzustoßen.


Die Verabsolutierung des Klimawandels

Aus demokratietheoretischer Sicht beschreibt Common Sense For The 21st Century also einen basisdemokratischen, dezentralen Ansatz, wie man eine erfolgreiche Rebellion und Systemtransformation auf den Weg bringen kann. Für Kontroversen sorgte das Manifest dennoch, wie es einem Essay der AG Politisches Lernen und Nachdenken von XR Deutschland zu entnehmen ist, welcher mit Verweisen zum Originaltext von Common Sense und anderen relevanten Quellen die Problematik des Buchs umreißt. Heruntergebrochen lautet die Kritik:

Roger Hallam

In der beschriebenen Verabsolutierung Hallams liegt immer die Gefahr, eigene Grundwerte für das höhere Ziel aufzugeben – so auch die Wahrung demokratischer Strukturen.

„Whatever it takes“ steht für die Verabsolutierung der Problematik. In dieser Radikalität birgt der Kampf gegen die Klimakatastrophe und die sozialen Verwerfungen, die sie hervorruft, selbst Gefahren.

Im Falle XR Deutschland folgte aufgrund Holocaust-relativierender Aussagen von Hallam die Distanzierung von seiner Persönlichkeit. Das Buch „Common Sense“ war zu dem Zeitpunkt bereits geschrieben und sollte Ende 2019 auch auf dem Deutschen Markt erscheinen. Aufgrund der Kontroversen um seine Person, kam es in Deutschland jedoch nicht dazu. Hallam zog weiter und wandte sich neuen Projekten zu, die nicht minder aufmerksamkeitserregend sein sollten.


Das A22-Netzwerk und die Letzte Generation – Die Basisdemokratie hat ausgedient?

Die Rebellion mit Extinction Rebellion brachte aus Sicht von Roger Hallam wohl nicht den erhofften kurzfristigen Erfolg, sodass er und Mitstreiter sich mit einer Neuausrichtung beschäftigten. Es folgte eine neue Kampagne, inklusive finanziellem Netzwerk und Gruppierungen mit weltweiten Ablegern: Das A22-Netzwerk, welches Umweltschutzbewegungen wie die Letzte Generation, Just Stop Oil und Declare Emergency beinhaltet und finanziert. Damit einhergehend kam es auch zur strukturellen Neuausrichtung innerhalb der Protestgruppen – nicht unbedingt zu Gunsten einer demokratische Organisation.

Klimaaktivisten von Just Stop Oil

Mit dem Ende 2019 von Roger Hallam veröffentlichten Pamphlet Advice to Young People, as you Face Annihilation lässt sich der Richtungswechsel eindrücklich nachvollziehen. In der Einleitung findet man den folgenden Satz: „I’ve recently helped to facilitate setting up ‘Last Generation’, a group for young people that want to engage in civil disobedience, which helped inspire the title for this piece, ‘Advice to Young People, as you Face Annihilation“.

Das Pamphlet „Advice to Young People, as you Face Annihilation“

Weiter heißt es: I’m very disappointed, but not surprised, by the inability of
young people to effectively organise
. This inability, I want to argue, is going to take you to your deaths. Nothing then can be more serious than this. I therefore intend to be blunt and honest with you. I don’t think this is the time for pretence or false praise, time is short. Indeed, the point of no return may well have already been passed.

My proposal to you is that all that has been done over the last 30 years has been a failure, carbon emissions have continued to rise. What you’re doing to try and stop this catastrophe is bound to end in failure, because you are copying the same failed methods. This should be expected as you do not know how to effectively organise because of your youth; not so long ago you were children, nobody has shown you how to do this. In this text I want to give you advice on how to be successful.

In der Einleitung zeigt sich die von XR Deutschland kritisierte Verabsolutierung in ihrer Reinform. Die Grundaussage dieses Textauszugs ist, dass die organisatorische Unfähigkeit junger Menschen diesen ihren Tod bringen wird, weswegen sie dringend die Ratschläge von Hallam annehmen sollten.


„Feinde“ der Klimarebellion

Wie sehen diese Ratschläge aus?

Bevor Hallam zu den Ratschlägen kommt, folgt eine Fehleranalyse des Klimaaktivismus der letzten Jahre:

So first of all, the ways of failure. The ways of failure are many, but they all have one thing in common, a lack of courage to look at reality. It has been said that courage is the first virtue. As without it, none of the others will exist. This is certainly the case today as it was in the past. I will separate these failed approaches into the two main ways of doing things which dominate the climate change movements at the present time. What I will call the liberal left and the radical left.

Richtig gelesen – Die zwei größten Bedrohungen für die Klimarebellion sind laut Hallam die Linksliberalen und die Linksradikalen.

Die Grundaussage ist, dass die organisatorische Unfähigkeit junger Menschen diesen ihren Tod bringen wird, weswegen sie dringend die Ratschläge von Hallam annehmen sollten.

Die Kritik an Linksliberalen ist durchaus nachvollziehbar: Linksliberale Organisationen hätten nur eine Antwort auf die katastrophale Situation: Appeasement. Ungeachtet der Lügen und Verzögerungen gibt es seit Generationen nur eine Antwort. Mehr reden und den Leuten weiterhin Hoffnung und T-Shirts mit der Aufschrift „Widerstand“ drauf verkaufen. Gemeint sind hier Scheinlösungen, die keinem weh tun, letztendlich aber keine echten Lösungen sind und das eigentlich Problem nicht erkennen.

Die Kritik an Linksradikalen ist ungleich aufsehenerregender. Sie startet mit folgendem Satz: The radical left are those people who say great stuff, but are totally hopeless at doing anything about it. They call for climate justice, they are into ‘intersectionality’, they are pro identity politics. Was in diesen Zeilen mitschwingt, ist die Forderung, man solle alle Befindlichkeiten dem Klimaschutz unterordnen. Wir haben keine Zeit für Gesellschaftspolitik und Sensibilität gegenüber marginalisierten Gruppen.

Deutlicher macht Hallam seine Ansicht in dem folgenden Absatz:

(…) a far greater danger will then come from the radical left. Partially because they come across as the real deal. They speak all the right words and have all the right attitudes. But they will stop you doing anything that is actually real, actually effective. The radical left then, in the longer term, are the biggest threat, because they will stop the actions which are needed to stop your annihilation. In other words, the radical left are nothing short of a disaster.

Damit sind die Feindbilder geklärt und die nun kommenden Ratschläge werden mit folgendem Satz eingeleitet:

What we need is radical revolutionary action, not talking about perfection. So let’s look at a positive plan of action, how you are going to get yourselves out of this mess. Hold on to your seats, and get ready for the ride. It’s going to be quite something.

Radikale Linke laut Roger Hallam als größte Gefahr für Klimagerechtigkeit?

Das Opfern interner Demokratie für höhere Effektivität?

Wir kommen nun zum Kern des Pamphlets: Die interne Organisation von Rebellionsgruppen. Roger Hallam macht keinen Hehl daraus, was er mittlerweile von dem basisdemokratischen Ansatz vorheriger Gruppen hält:

The biggest disaster of the last 30 years has been the adoption of horizontalist dogma. The notion that you should not have leaders, hierarchies or clear structures. (…) This is because it imposes moral ideas on timeless truths about how people make decisions together. As such, it prevents movements from reaching a fraction of their political potential.

Diesen Zeilen kann man entnehmen, dass Hallam eine Abkehr von flachen Hierarchien fordert.

Hierarchien sind nicht automatisch undemokratisch. Es ist durchaus möglich, ein starkes Kompetenzhierarchiegefälle aufzubauen, welches von unten demokratisch legitimiert ist. Jedoch muss es klare Strukturen geben, damit aus von unten kontrollierten Kompetenzhierarchien nicht von oben herrschende Machthierarchien werden.

Diesen Zeilen kann man entnehmen, dass Hallam eine Abkehr von flachen Hierarchien fordert.

Hallams Lösung ist, dass es eine zentrale Gruppe geben soll, welche eine klare und offene Hierarchie etabliert, um der ‘tyranny of structurelessness’ zuvorzukommen. Sollte es Menschen geben, die diese Hierarchie in Frage stellen,
sollten diese gebeten werden, eine eigene Organisation zu gründen, in der sie beweisen können, wie „moralisch und tugendhaft sie sein können“. Mit anderen Worten, Zweifel an der Organisationsstruktur werden nicht akzeptiert.

Worauf Hallam es letztendlich absieht, ist die Zentralisierung von großen strategischen Entscheidungen:

It’s about combining effective hierarchy with effective decentralisation.
Each group then has autonomy to set clear and set roles and mandates, the decisions for which they are responsible. A central group decides on these mandates and sorts where there are gaps in decision making, and the conflicts where there are overlapping decision making processes.

Zentralisierte vs. dezentralisierte Strukturen

Major strategic decisions have to be made by only a few people, because they have to be made fast. You need to have generals in order to succeed. This is fine as long as you know how to get rid of them, if they’re no good.

Eine Rebellionsbewegung brauche folgerichtig klare Anführer und große Entscheidungen sollen in einem kleinen Kreis getroffen werden. Das sei kein Problem, solang man weiß, wie man diese Anführer wieder los wird.

Die Frage ist, wie wird man Anführer wieder los, wenn sie die Bewegung selbst von oben hierarchisch aufgebaut haben und somit keine Macht von unten ausgeübt werden kann?

Wie erfolgreich ist der neue Ansatz, den Roger Hallam beschreibt?

In diesem Video ab Minute 16:28 erklärt Hallam die bisherigen Aktionen und beschreibt die anfängliche Entwicklung der Letzten Generation.

Es lässt sich nicht bestreiten, dass der anfängliche Erfolg den Ratschlägen von Hallam vorerst recht gibt. Solch eine effiziente Strategie, welche mit wenigen Menschen riesige Aufmerksamkeit erzeugen konnte, ist außergewöhnlich. Und solange es innere Einigkeit gibt, scheinen die hierarchischen Strukturen förderlich für die Erreichung des Ziels einer transformativen Klimarebellion.


Solange es innere Einigkeit gibt, scheinen die hierarchischen Strukturen förderlich für die Erreichung des Ziels einer klimagerechten Revolution.

Doch auch in der Letzten Generation kam es zu einem Konflikt rund um die Person Hallam. Alle Informationen dazu sind in diesem Dokument zusammengefasst.

Dieser Konflikt musste im Vergleich zu Extinction Rebellion aber anders ausgetragen werden, da es keine demokratische Strukturen für das Lösen solcher grundlegenden Auseinandersetzungen gibt. Es gibt keine autonomen Lokalgruppen oder AGs, welche zusammen einen Konsens finden können. Stattdessen wird der Konsens vom Kernteam vorgegeben.

Stellvertretend dafür steht dieser Auszug aus einem Statement des Kernteams zu dem internen Konflikt aus dem September 2023:

Wir wollen jetzt dringend mit allen, die dazu bereit sind, die Proteste in Bayern maximal unterstützen den Wendepunkt in Berlin vorbereiten, denn es sind nur noch Wochen! Deshalb lasst uns die Diskussionen in konstruktive Bahnen lenken und dafür sorgen, dass sie nur dort Raum einnehmen, wo sie das auch sollten. Allen, die unter den gegebenen Umständen und auch nach dieser Nachricht nicht dazu bereit sind, wünschen wir alles erdenklich Gute„.

Ganz nach den Ratschlägen im Pamphlet Advice to Young People, as you Face Annihilation werden hier Menschen, die grundlegende Strukturen in Frage stellen, gebeten zu gehen – mit anderen Worten: aus der Organisation ausgeschlossen.

Selbstverständlich können Statements dieser Art einen dauerhaft schwelenden Konflikt nicht unterbinden. Auch ohne offizielle demokratische Strukturen werden Menschen für ihre Überzeugungen einstehen. Doch statt in geordneten Bahnen zu verlaufen, ufert solch eine Auseinandersetzung dann in einem Kräftemessen zwischen Basis und Führungsebene aus. Letztendlich hat man sich intern doch noch von Roger Hallam distanziert – zumindest verbal. Im selben Netzwerk verbleibt man trotzdem.

Protest der Letzten Generation

Auch fraglich ist es, ob es tatsächlich immer von Vorteil ist, dass die zentrale Strategie ausschließlich von einem geschlossenen Kernteam festgelegt wird. Auf diese Art und Weise kann man zwar schnellere Entscheidungen treffen, doch besteht auch die Gefahr, dass das zentrale Strategieteam die eigenen Ideen nicht ausreichend von anderen Instanzen gegenprüfen lässt und somit droht, den Bezug zur Realität zu verlieren. Auch das ließ sich zu einem gewissen Ausmaß diesen Herbst beobachten.


Längerfristig betrachtet scheint sich der Erfolg, wie die Gründern ihn sich vorgestellt haben, bei der Letzten Generation nicht einzustellen. Wie bei Extinction Rebellion muss man sich aber die Frage stellen: ist Klimaschutz ein Sprint oder ein Marathon?

Das Kernteam ist jedenfalls auseinandergegangen und einige zentrale Figuren ziehen zum nächsten Projekt weiter: Projekt Menschlichkeit bzw. Humanity.

Interessanterweise gibt es Wahlen für die Neubesetzung des Kernteams der Letzten Generation – ein erster Schritt in eine Demokratisierung der Organisationsstruktur, oder Scheindemokratie zur Beschwichtigung? Die Zukunft wird es zeigen.

Wie es weiter geht: Projekt Menschlichkeit

In einem aktuellen Video von Hallam wird ein neuer Ansatz für eine Revolution vorgestellt, welcher aktuell unter dem Namen „Menschlichkeit“ bzw. „Humanity“ ins Leben gerufen wird. Die Kernidee scheint das Organisieren von landesweiten lokalen Versammlungen zu sein. Diese Treffen, bei denen Menschen zusammenkommen und sich über ihre Probleme austauschen können, sollen in Kombination mit zivilem Ungehorsam Keimzelle für eine Erneuerung der Gesellschaft sein. Ein Pilotprojekt läuft bereits in der englischen Stadt Hull, wie es diesem Bericht zu entnehmen ist.

Gesellschaftsräte für die Erneuerung der Gesellschaft

Das sind vielversprechende Ansätze, die man in ähnlicher Form schon aus dem Buch „Common Sense For The 21st Century“ entnehmen konnte. Für unsere Gesellschaft wäre ein Erfolg dieser Vorhaben sicherlich wünschenswert. Es sind jedoch bei der Betrachtung der Vorgeschichte und der Wertevermittlung von Hallam Zweifel und kritisches Hinterfragen angebracht.

Update 02.12.2023

Es gibt eine offizielle Website für das „Humanity Project“. Zudem wurde im Juni eine Kapitalgesellschaft für das Projekt unter anderem von Hallam angemeldet.

In Deutschland wird das Projekt über eine Telegramgruppe aufgebaut.


Abschließende Bewertung: Basisdemokratie oder Hierarchie?

Mit Extinction Rebellion und der Letzten Generation wurden zwei verschiedene Ansätze ausprobiert: Basisdemokratie und funktionelle Hierarchie. Beide Gruppe führten nicht zu dem von den Gründern erhofften abrupten Gesellschaftsumschwung. Dennoch erregen sie viel Aufmerksamkeit und sorgen dafür, dass über den Klimawandel täglich in den Medien berichtet wird. Zudem konnte Extinction Rebellion Niederlande zuletzt handfeste Erfolge vorweisen.

Die Erkenntnis, dass ein horizontaler, basisdemokratischer Ansatz wohl nicht zu einem gesellschaftlichen Umschwung innerhalb von wenigen Jahren führen wird, ist an sich nachvollziehbar. Aber die Hoffnung, dass es eine straff hierarchisch geführte Bewegung tun wird, eher weniger.

Das Unterordnen von Menschen in funktionelle Hierarchien kann anfangs funktionieren und sogar eindeutige Effizienzvorteile bringen. Jedoch wird es spätestens bei internen Uneinigkeiten schwierig, als Gruppe zu einem Konsens zu kommen, wenn es dafür nicht die notwendigen demokratischen Strukturen gibt. Ein gewisser Anteil der Mitglieder der Gruppe wird stets nach mehr Mitbestimmung streben. Das kann zu einem unkontrollierten Machtkampf zwischen Basis und Führung führen, was für eine Bewegung letztendlich eine existenzielle Bedrohung darstellen kann.


Gesellschaftlicher Wandel wird dringend benötigt. Vielleicht muss man aber akzeptieren, dass man ihn nicht innerhalb kurzer Zeit mit der Brechstange durchsetzen kann. Der Kampf um Klimagerechtigkeit ist ein Marathon, der beständigen Einsatz erfordert – selbstbestimmt und demokratisch.


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